Franziska Zuber

Gestaltungspädagogin iac


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Sei es als Werk- und Gestaltungslehrerin oder als Mitinhaberin der eigenen Tapeten-Manufaktur: Franziska Zuber ist Gestalterin mit Leib und Seele. Ihr Zuhause ist nicht nur Arbeitsort, sondern auch Abbild ihres schöpferischen Wirkens: Vor und an Wänden, die in kräftigen Farben gestrichen sind, finden sich Arrangements aus Gesammeltem, aus eigenen künstlerischen Objekten und Bildern. Im nachfolgenden Interview ist einiges darüber zu erfahren, wie es dazu gekommen ist und was die Ausbildung am iac dazu beigetragen hat. 



Vor der Ausbildung am iac


Was hast du gemacht, bevor du ans iac gekommen bist?
Ich habe Bäckerin, Konditorin und Confiseurin gelernt und eine Weile in diesem Beruf gearbeitet. Zuletzt war ich bei Sprüngli im Atelier tätig und konnte dort Produktverpackungen entwickeln. Dann wurde ich Mutter. Nach einer mehrjährigen Familienphase war die Zeit gekommen, einen neuen Weg zu suchen. Ich wusste, dass es etwas Gestalterisches sein sollte. Bereits damals war ich an der Montessori Schule angestellt, wo ich heute noch unterrichte. Ich betreute dort Kinder im gestalterischen Bereich und merkte, dass mir das fundierte Fachwissen fehlte, um meine Schülerinnen und Schüler angemessen zu unterstützen. Nun wollte ich «etwas im Sack haben».

Wie bist du auf die Gestaltungspädagogik am iac gekommen?
Meine Chefin an der Schule kannte eine Künstlerin, welche am iac studiert hatte. Mit dieser suchte ich das Gespräch. Das Vielfältige der Gestaltungspädagogik sprach mich sofort an und ich besuchte gleich das nächste Einführungsseminar. Ich brauchte nicht mehr weiterzusuchen.




«Mein Ziel war, dass
die Ausbildung mich
persönlich weiterbringt
und dass ich das Gelernte
später weitergeben kann.
Genau das lebe ich heute»!





Was waren deine Ziele für diese Ausbildung?
Mein Ziel war, dass die Ausbildung mich persönlich weiterbringt und dass ich das Gelernte später weitergeben kann. Genau das lebe ich heute! Wie hast du die Ausbildung für dich geplant? Für mich war von Anfang an klar, dass ich die vollen vier Jahre absolvieren möchte. Ich wusste: Wenn ich es mache, dann mache ich es ganz. Es war keine Option, die Ausbildung «so nebenbei» zu durchlaufen. Ich war in der Wochenend-Klasse, unter der Woche arbeitete ich. Die Ausbildung nahm mich sehr in Anspruch. Es wäre nicht möglich gewesen, daneben mehr als 80% zu arbeiten.

Welche Erfahrungen brachtest du betreffend Materialien und Techniken bereits mit?
Malerisch und zeichnerisch war ich schon lange und gut unterwegs. Alles andere hatte ich mir selbst beigebracht. Während meiner Zeit als Familienfrau gestaltete ich ab und zu Bühnenbilder für Theaterproduktionen, produzierte Produkte und organisierte Märkte. Ich wusste, dass ich gestalterisch begabt bin, aber die Basics nahmen mich wunder. Das wollte ich lernen, dafür kam ich ans iac.


Während der Ausbildung


Wie hast du die ersten zwei Jahre der Ausbildung erlebt?
Das waren die besten Jahre! Da ging es um die Materie, um die Grundlagen, da kam der Boden. Dieses Eintauchen ist genau das, was ich so gerne mache und gesucht hatte. Mir brachte das wahnsinnig viel. Das merkte ich auch daran, dass ich das Gelernte jeweils gleich weitergeben konnte. Ich konnte es mit meinen Schüler:innen sofort umsetzen. Dass ich probierte, die neuen Inhalte mitzunehmen und für die Kinder weiterzuentwickeln, brachte mich weiter – es war ein gutes Übungsfeld.

Was hat dich in den ersten zwei Jahren besonders angesprochen?
Das Steinmodul in Frankreich war grossartig, die Bildhauerei packte mich. Auch das Holz und überhaupt alles, was ins Dreidimensionale ging, interessierte mich sehr. Eigentlich begeisterten mich alle Materialien, sogar Kunststoff: Ich hätte nie gedacht, dass mich das faszinieren könnte. Ganz besonders reizte mich die Kombination der Materialien. Verschiedene Werkstoffe miteinander zu verbinden, ist auch heute noch ein Thema, damit arbeite ich viel – auch im gemeinsamen Schaffen mit meinem Partner.

Wie war das Unterwegssein in der Klasse?
Das war eine schöne Zeit. Ich glaube, wir sind in diesen zwei Jahren jede und jeder für sich und zusammen gewachsen. Welche Erfahrungen hast du im dritten Jahr gemacht? Das dritte Jahr war streng. Ich belegte das ganze Programm inklusive SVEB. Es wurde mehr Theorie vermittelt, was gut war. Zugleich fehlten mir das Tun und die Aktivität der ersten zwei Jahre. Doch ich «pröbelte» jeweils immer auch zuhause, das konnte und wollte ich nicht lassen! So entwickelte sich die Idee für mein Diplomprojekt bereits im dritten Jahr.

Hattest du während der Ausbildung eine Werkstatt oder ein Atelier?
Ich habe immer zuhause gearbeitet. Ich hatte einfach mein Zimmer. Was hat dir der SVEB-Lehrgang gebracht? Vom SVEB konnte ich gerade auch für meine schulische Arbeit sehr profitieren. Er gab mir viel Boden und zeigte mir, wo ich auf dem richtigen Weg war und wo ich dazulernen wollte. Zum Abschluss des dritten Jahres finden die WerkTage statt.

Wie hast du diese in Erinnerung?
Die WerkTage waren ein mega lässiger Anlass. Das Thema unseres Kurses war «Kamiko», das Herstellen und Gestalten von japanischem Papierstoff. Die Zusammenarbeit mit meiner Partnerin war sehr schön, wir konnten auf dem gleichen pädagogischen Hintergrund aufbauen und fanden uns auch von den Ideen her schnell. Trotz anfänglicher Nervosität fühlten wir uns wohl beim Vermitteln. Unser Kursangebot kam gut an, wir hatten sehr erfreuliches Echo und tolle, sachkundige Feedbacks. Die WerkTage haben mich weitergebracht. Das Gelernte kann ich so umsetzen in meinem täglichen Tun mit den Kindern in der Schule. Es war eine sehr positive Erfahrung.

Wie erging es dir im vierten Jahr?
Das war eine intensive Zeit. Ich freute mich richtig darauf, das zu machen, was ich wirklich wollte und mich zu fordern.

Wie bist du auf dein Projekt gekommen?
Ich wusste sehr schnell, was ich wollte. Das Schnitzen und Herstellen von Stempeln aus Holz fesselte mich, obwohl ich dies zuvor eher mit Kindergarten in Verbindung gebracht hatte. Ich hatte bereits während des dritten Jahrs begonnen, mich im Schnitzen und Stempeln zu üben, noch ohne zu wissen, wohin es führen sollte. Irgendwann entstand daraus die Idee, eine Tapete zu stempeln. Ich begann mit kleinen Stempeln, probierte immer weiter – so entwickelte es sich und wurde zum Projekt für das vierte Jahr. Mein Projektziel war es, Tapeten herzustellen. Ich wusste schon zu Beginn, dass es nach dem Diplomjahr damit weitergehen sollte, zum Beispiel, indem ich die Tapeten später selber produzieren würde. Ich muss mir immer Ziele setzen. Ich arbeite gerne auf konkrete Ziele hin und nicht einfach so ins Blaue hinaus. Auch an den Wochenenden, an denen wir keine Schule hatten, arbeitete ich immer am Projekt. Ich konnte es sogar mit meiner Tätigkeit an der Schule verbinden und fabrizierte auch mit den Kindern Stempel. Natürlich musste ich die Dinge für sie jeweils etwas herunterbrechen, aber es ist toll, was alles möglich ist. Was ich mit meinen Schülerinnen und Schülern erlebte, floss zurück in mein Projekt. Meine persönlichen gestalterischen Entwicklungen und die Arbeit mit den Kindern nährten und nähren sich gegenseitig. Manchmal vergisst man das Kindliche und das Einfache.

Wie hast du das Miteinander im vierten Jahr erlebt?
Man merkte, dass jede und jeder den eigenen Weg gehen musste, diesen Druck spürten alle. Jede Person musste ihre Art finden, damit umzugehen. Es war eindrücklich, wie sich die Menschen dabei zeigten. Wir lernten viele Facetten voneinander kennen.




«In den ersten zwei
Jahren ging es um
die Materie, um die
Grundlagen, da kam
der Boden. Dieses
Eintauchen ist genau
das, was ich so gerne
mache und gesucht
hatte. Mir brachte das
wahnsinnig viel. 




Wie fandest du die Arbeit an Konzept und Planung der Diplomausstellung?
Das war sehr interessant. Ich war in der Ausstellungs-Planungsgruppe. Einerseits mache ich das gern, andererseits hatte ich auch schon etwas Erfahrung damit. Speziell war, dass man dabei für viele denken muss und nicht nur für sich selbst. Es gilt, die verschiedenen Ideen und die unterschiedlichen Wünsche und Bedürfnisse auf einen Nenner zu bringen. Es war ein spannender und prägender Prozess. Eine Herausforderung! Für mich persönlich war es wichtig, zu einem guten Abschluss zu finden und meine Sachen zeigen zu können, entsprechend sorgfältig bereitete ich mich darauf vor. Ich freute mich sehr auf die Ausstellung. Die Ausstellung selbst war ein schönes Erlebnis. Die Besucherinnen und Besucher waren sehr interessiert an meiner Arbeit, sie staunten, hatten viele Fragen. Es ergaben sich tolle Gespräche und Begegnungen.

Inwiefern haben dich die Erfahrungen aus dem Diplomjahr weitergebracht?
Ich habe gelernt, mit Stress und Druck umzugehen. Auch habe ich verstanden, wie wichtig es ist, sich einzuteilen, ab und zu Auszeiten zu nehmen. Und natürlich ist all das, was ich seither künstlerisch und gestalterisch entwickelt habe, Wirkung und Folge der Arbeit an meinem Projekt.



Nach der Ausbildung am iac


Wie sah dein weiterer Weg nach der Ausbildung aus?
Ich bin bei der Tapete geblieben. Mein Lebenspartner und ich haben uns zusammengeschlossen und unmittelbar nach meinem Abschluss die Tapeten-Manufaktur «Zuber & Salzmann» gegründet. Wir machen das miteinander, entwickeln gemeinsam. Ich bin die Designerin, gestalte und schnitze die Model. Das macht mega Spass! Mein Partner, der Maler ist und viel Erfahrung in künstlerischem Schaffen hat, übernimmt das Drucken. Er berät zudem Kundinnen und Kunden, zum Beispiel macht er Farbberatungen oder -konzepte für Wohnungen. Als weitere Firma haben wir nun auch noch «Zuber & Salzmann Studio». Für «Studio» schaffen und entwickeln wir Kunst- und Design-Objekte für Ausstellungen oder Messen. Parallel dazu arbeite ich nach wie vor an vier Tagen in der Woche an der Schule. Ich realisiere gerne grössere Projekte mit den Kindern, damit sie die ganzen Abläufe erleben können und verstehen lernen.

Kannst du ein Beispiel für ein solches Projekt machen?
Zu Weihnachten stellen wir jeweils ein Geschenk für die Eltern her. Das heisst aber nicht, dass wir nur ein Brieflein basteln. Letztes Jahr konstruierten wir eine Tischlampe aus Holz, mit Gelenk, mit Verkabelung, mit allem was dazugehört. Die Schülerinnen und Schüler entwarfen, planten, sägten, bohrten, schliffen, bauten zusammen, schraubten…. Zwei Monate waren wir damit beschäftigt. Es war sehr spannend. Und am Schluss ist da das Lachen der Kinder, wenn sie auf den Knopf drücken können und die Lampe brennt. Dass ich solche Sachen machen kann, ist, was mich an der Schule hält. Das möchte ich weitergeben können.




«Ich hatte schon vorher
eigene Unterrichts­formen
entwickelt, aber jetzt
habe ich die Basis, die
Ausbildung, ich weiss,
worauf ich achten muss.
Die Basics sitzen.»





Inwiefern hatte die Gestaltungspädagogik-Ausbildung darauf einen Einfluss, dass du es wagst, solche Projekte zu machen?
Ich hatte schon vorher eigene Unterrichtsformen entwickelt, aber jetzt habe ich die Basis, die Ausbildung, ich weiss, worauf ich achten muss. Die Basics sitzen. In der Ausbildung mussten wir auch üben, vor die Leute hinzustehen und zu sprechen. Das forderte mich damals sehr, es war gar nicht mein Ding. Heute stört es mich nicht mehr. Ich habe viel Sicherheit gewonnen in dem, was ich tue. Es ist meins – ich muss mich dafür nicht rechtfertigen. Ich habe zum Beispiel immer gemalt. Das kam zwar gut an, trotzdem wurde meine Malerei manchmal kleingeredet und ich fühlte mich nicht wohl dabei. Heute sage ich: «Das bin ich. Das mache ich. Punkt.» Ob es gefällt oder nicht, heute tue ich es.

Wie stellst du dir vor, dass es weitergehen könnte?
Das Schönste wäre, wenn wir nur noch für unsere Firma arbeiten könnten. Wir möchten unser Schaffen mit den Tapeten voranbringen. Wir haben kleinere Aufträge und sind neu auch in einer Galerie vertreten, wo Innenarchitektinnen und Bauherren hingehen, um Materialien zu besichtigen. Es ist ein feiner Ort, wo wir unsere neuen Serien zeigen können. Auch die weitere Arbeit mit den Objekten ist uns wichtig. Wir möchten uns im künstlerischen Bereich gerne mehr etablieren. Wir leben Gestaltung und Kunst! Es war immer das Ziel, dies auszuleben, es ist der tägliche Gedanke daran. Eigentlich ist es ein Luxus. Ein Luxus, den wir brauchen.


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